Im alten China war der Kalender ein geheiligtes Dokument, das vom Kaiser gefördert und propagiert wurde. Während mehr als 2000 Jahren beobachtete das kaiserliche Institut für Astronomie die Himmels-erscheinungen, berechnete astronomische Ereignisse wie Sonnenfinsternisse, und sorgte sich um den Kalender. Ein erfolgreicher Kalender diente nicht nur dem praktischen Gebrauch, sondern er bestätigte auch die Übereinstimmung von Himmel und kaiserlichem Hof.
Der chinesische Kalender ist ein lunisolarer Kalender, der auf der exakten astronomischen Berechnung der Positionen von Sonne (solarer Zyklus) und Mond (lunarer Zyklus) beruht. Der Anfang des chinesischen Kalenders kann bis zur Shang-Dynastie ins 14. Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgt werden, wo Kalenderdaten auf Orakelknochen gefunden wurden. Die Legende besagt, dass der Kaiser Huangdi den Kalender im Jahre 2636 v. Chr. erfunden hat.
Das chinesische Jahr enthält normalerweise 12 Monate, wobei ein Monat einem lunaren Zyklus entspricht, d.h. am Tag des Neumondes in Beijing beginnt, und 29 oder 30 Tage zählt. Ein Jahr besteht dann aus 353, 354 oder 355 Tagen. Um die fehlenden Tage für ein Sonnenjahr zu kompensieren, wird siebenmal in 19 Jahren ein Extra-Schaltmonat hinzugefügt. Ein Schaltjahr mit 13 Monaten dauert 383, 384 oder 385 Tage. Ein Jahr enthält also 12 oder 13 Monate, je nachdem wieviele Neumonde zwischen zwei Wintersonnenwenden stattfinden.
Im chinesischen Kalender werden die zusätzlichen Monate so verteilt, dass die Frühlings-Tagundnachtgleiche immer im zweiten Monat auftritt, die Sommersonnenwende im fünften, die Herbst-Tagundnachtgleiche im achten und die Wintersonnenwende im elften. Diese Schaltmonate haben stets gleich viele Tage wie der vorherige Hauptmonat. Der erste, elfte und zwölfte Monat werden nie verdoppelt. Die wichtigste Regel für den Kalender ist: Die Wintersonnenwende ereignet sich immer im elften Monat des Jahres.
Obwohl das chinesische Jahr aus wahren Lunar-Monaten besteht, hängt die Anordnung der Monate vom Sonnenzyklus ab. Das Sonnenjahr richtet sich nach Bahn der Sonne auf der Ekliptik (dem scheinbaren Weg der Sonne durch die Sternkonstellationen). Das Sonnenjahr wird in 24 Perioden zu je 15 oder 16 Tagen eingeteilt, 12 Haupt- (zhongqi) und zwölf Nebenperioden (jieqi), die jeweils 15 ° – Segmenten der Sonnenlängengrade entsprechen. Die Längengrade 0 ° und 180 ° entsprechen der Tagundnachtgleiche und 90 °, bzw. 270 ° der Sommer- bzw. Wintersonnenwende. Wegen der elliptischen Umlaufbahn der Erde variieren die zeitlichen Intervalle der Perioden mit den Jahreszeiten. Die Perioden sind eng mit der Landwirtschaft assoziiert.
Artikel Der chinesische Kalender von Dr. med. Dr. sc. nat. Toni Fischer (PDF)